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Hat Meditation auch negative Auswirkungen?

Hat Meditation auch negative Auswirkungen?

Nach vielen Newslettern über die positive Wirkung von Meditation ist es an der Zeit, sich den schwierigen Seiten von Meditation zu widmen. In diesem Newsletter also zunächst die Beschreibung ’negativer‘ Effekte von Meditation und dann meine eigene Sichtweise dazu.

Obwohl die Studie schon älter ist (von 1992) und heutzutage viele positive Studien über Meditation nachzulesen sind, können meiner Erfahrung nach die meisten der als negativ empfundenen Wirkungen tatsächlich anfangs auftreten.

Es ist Teil des inneren Wachstums, sich selbst in vielen Dimensionen verstehen zu lernen und mit negativen Emotionen und Körperempfindungen entspannt zu bleiben.

Was Wissenschaftler über die ’negative‘ Wirkung von Meditation herausfanden

Der amerikanische Wissenschaftler Deane H. Shapiro (Stanford University) fand 1992 heraus, dass 62,9 % der untersuchten Meditierenden negative Auswirkungen während und nach der Meditation beklagten. 7,4 % erfuhren schlimme negative Effekte.

Die Dauer der Meditationspraxis (16 – 105 Monate) spielte für die Eigenschaften und die Häufigkeit des Auftretens dieser Nebenwirkungen keine Rolle.

Negative Nebeneffekte von Meditation nach Shapiro und Kutz

  1. Angst und Panik
  2. unverständliche Zunahme von Anspannung
  3. weniger Motivation im Leben
  4. Langeweile
  5. Schmerzen
  6. Verwirrung und Orientierungslosigkeit
  7. ein Gefühl von ’spaced out‘ – abgehoben, high sein
  8. Depression
  9. zunehmende Negativität
  10. mehr verurteilen als sonst
  11. süchtig nach Meditation sein
  12. Gefühle von Ausgeliefertsein
  13. Angst, Wut, Sorge, Verzweiflung
  14. versteckte Erinnerungen aus der Vergangenheit tauchen auf
  15. Gefühle von Ablehnung und Verlassenwerden
  16. Aus der Studie:
    „Andererseits ist es nicht unüblich, Meditierenden zu begegnen,
    die meinen, die Antworten auf alle Fragen gefunden zu haben,
    obwohl sie eigentlich auf subtile Weise die grundlegenden Fragen umgehen.“
  17. Shapiro warnt vor Missbrauch, wenn Leute sagen,
    dass diese Effekte Teil des Weges ausmachten…

Auszug aus: ‚Meditation: concepts, effects and uses in therapy‘
Leider funktioniert der Linkverweis nicht mehr, die Webseite htrancenet.net ist offline


Wirkungen von Meditation, die als schwierig und unangenehm empfunden werden

Warum sich ’schwierig‘ als Segen herausbilden kann

Die Beschreibung der beiden Wissenschaftler klingt übertrieben, doch ich kann aus eigener Erfahrung bestätigen, dass all diese Zustände während und nach der Meditation vorkommen.

Auch der Punkt, dass manche der unangenehmen Gefühle selbst nach jahrelanger Praxis nicht ‚wegmeditiert‘ werden können, stimmt meiner Meinung nach.

Allerdings ist meine Schlussfolgerung eine völlig andere als die der Wissenschaftler: Jede als negativ wahrgenommene Situation bietet die Möglichkeit, Bewusstheit ins Leben zu bringen, etwas neu zu machen, sich anders zu verhalten.

Verwandlung ist die Folge – das ist der Segen.

17 ’negative‘ Wirkungen durch Meditation und wie sie verwandelt werden können

1. Angst ist in Entspannung deutlich wahrzunehmen

Gefühlsattacken und Ängste lehren den Meditierenden, sein Leben anzusehen und den Situationen zu begegnen, die diese Attacken verursachen. So gesehen sind sie eine hilfreiche Bewegung der Psyche, das Leben gesünder und individueller zu gestalten.

Meditierende mit traumatischen Erfahrungen und psychischer Labilität sollten einen Arzt hinzuziehen.

» Mit Angst in kleinen Schritten umgehen

2. Unverständliche Zunahme von Anspannung – in der Meditation wie auch im Alltag

Mit zunehmender Klarheit und Entspannung im Körper nimmt der innere Druck zu. In der Meditation geht es ums Loslassen und das ist nicht immer einfach. Die Unruhe steigt, weil gefühlt wird, dass eine Veränderung ansteht. Dies führt ganz natürlich zu körperlicher und psychischer Anspannung.
» Gibberisch – Meditation bei innerer Unruhe

3. Weniger Antrieb im Leben

Die zunehmende Ruhe in sich selbst führt dazu, dass normale Antriebsfaktoren wie Anerkennung, Erfolg, Macht, Beziehung das Verhalten nicht mehr automatisch antreiben. Die Schrittgeschwindigkeit passt sich der eigenen Natur an.
» Warum wir uns betrinken, bedröhnen, verlieben, Reichtum und Macht suchen

4. Langeweile in der Meditation und im Leben

Das normale Leben erscheint langweilig, es ist immer das gleiche – jeden Tag aufstehen und arbeiten gehen, die gleiche Frau, der gleiche Mann, die gleichen Abläufe… Die gewohnte Art, sich zu unterhalten wirkt oberflächlich und ist unbefriedigend. Langeweile wahrzunehmen hilft, sich auf die Suche nach tieferen Abenteuern zu begeben.
» Warum ist Aufmerksamkeit so wichtig?

5. Schmerzen in der Meditation

Seit Kindheit sind unsere Körper daran gewöhnt, zu funktionieren. Wenn der heilsame Effekt von Meditation mit tiefer Entspannung bis in die Zellen eintritt, dann muss sich der Körper umgestalten und das verursacht Schmerzen. Man könnte diese Schmerzen auch als Geburtsschmerzen bezeichnen. Das gilt sowohl für körperliche als auch für psychische Schmerzen.
» Sind Schmerzen in der Meditation normal?

6. Verwirrung und Orientierungslosigkeit

Es gibt einen Satz von Laotse, in dem er sinngemäß sagt:
‚Die Menschen wissen klar über alles Bescheid und kennen sich aus und ich bin hier der Idiot, der überhaupt nichts weiß.‘

Durchs Meditieren erfährt man das Leben als ein Mysterium, das nicht zu durchschauen ist. Der Meditierende lernt, sich auf das Nicht-Wissen einzustellen und es zu genießen.
» Konfuzius trifft auf Lao Tse

7. Das Gefühl, im Leben abgehoben zu sein

Normalerweise denken wir Menschen, wir wären unser Körper. Wenn sich durch die Meditation das Verständnis öffnet, dass wir mehr als die Materie sind, dann ist das zunächst ungewohnt und dann wiederum sehr beglückend. Es entsteht ein befreiendes Gefühl von Raum und Weite.

Wer möchte da zurück in die Enge der materiellen Welt? Es geht jedoch kein Weg an der Materie vorbei – ohne Körperbewusstsein ist die wahrgenommene Freiheit nur ein Traum.
» Freiheit – oder lieber im Käfig bleiben?

8. Depressive Verstimmungen

Depressiv zu sein ist normal in dieser ungesunden Welt. Solange der Meditierende nicht zu seiner ureigensten Individualität gefunden hat, werden immer wieder Phasen des Zweifels und der Depression auftauchen.

Die normale Verrücktheit des Lebens beschert einem ständig die Gewissheit, dass alles falsch läuft und dass man endlich das tun sollte, was man selbst für richtig hält, anstatt dem zu folgen, was alle anderen tun… – So geschieht Veränderung.
» Wie meditative Achtsamkeit in depressiven Zeiten wirkt


Meditierende mit fortdauernder Depression sollten einen Arzt hinzuziehen.

9. Zunehmende Negativität im Leben

Durch Meditation beginnt der Meditierende langsam, langsam, die gewohnten Verhaltensmuster zu durchschauen. Das Sehen alleine genügt und sie fallen mehr und mehr von ihm ab. Der Verstand nimmt jedoch immer noch die gewohnten Wertesysteme als Maßstab und verurteilt sich selbst für die neue Art zu leben.

Der Meditierende muss lernen, sich nicht mehr mit gewohnten Werte-Vorstellungen zu messen. Er hat eine negative Ausstrahlung, weil er nicht versteht, dass er dem Neuen vertrauen kann. Er ist irritiert, weil die gewohnte Art sich zu verhalten nicht mehr funktioniert.
» Meditation – die Rettung für den modernen Menschen…

10. Sich und andere verurteilen

Durch Meditation lässt sich etwas finden, was wirklich befriedigt und glücklich macht. In diesem Glücksgefühl beginnt sich der Meditierende besser als der Rest der Welt zu fühlen und verurteilt Menschen, die nicht seinen Weg gehen. Er trennt sich solange von den Menschen ab, bis er begreift, dass alles und jeder seinen Platz hat.
» Die Kunst des Zuhörens

11. Süchtig nach Meditation sein

Es ist natürlich, das zu suchen, was gut tut. Meditation ist Nahrung, die gut schmeckt und wohltut. Da ist es nur normal, dass man sie immer wieder sucht, um sich zu nähren. Süchtig wird der Meditierende jedoch, wenn er das Grundprinzip von Meditation nicht verstanden hat.

All die wunderbaren Erfahrungen müssen in die Welt gebracht werden. Wahre Meditation beschränkt sich nicht auf eine Stunde Übung, sondern wird im Alltag 24 Stunden gelebt.
» Im Alltag die Kraft behalten

12. Gefühle von Ausgeliefertsein

‚Ausgeliefertsein‘ ist die Negativinterpretation von Hingabe. Hingabe ist das gleiche Gefühl, das von den gewohnten Augen als Verlustangst missverstanden wird.
» Totale Befreiung durch Hingabe

13. Angst, Wut, Sorge, Verzweiflung

Diese sogenannt negativen Gefühle waren und sind schon immer da gewesen, sie werden nur normalerweise verdrängt und unterdrückt. Durch Meditation wird ihr Vorhandensein klarer. Angst, Wut, Sorge und Verzweiflung werden nicht durch Meditation erzeugt, sondern sie bestehen schon lange in uns.
» Wird Meditation mein Leben verändern?

14. Erinnerungen aus der Vergangenheit tauchen auf

Es ist sehr gut, wenn schmerzhafte Erinnerungen hochkommen, denn nun kann sich der Meditierende ihnen stellen. Er hat die Möglichkeit zu erfahren, dass er nicht der Schmerz ist, sondern derjenige, der das alles sieht.
» Wenn in der Meditation starke Gefühle auftauchen

15. Gefühle von Ablehnung und Verlassenwerden

Viele Gefühle tauchen beim Meditieren auf. Nicht nur negative, auch viele positive. Alle Arten von Gefühlen machen uns Menschen aus und es ist ein Geschenk, diese wahrnehmen zu dürfen.

Gefühle von Ablehnung und Verlassenwerden, Angst vor Alleinsein… gehören zu jedem Menschen und Meditation hilft, diesen Teil wieder zu integrieren, anstatt sich abzuspalten und zu vermeiden.
» Was tun, wenn Alleinsein schmerzt?

16. Antworten auf alle Fragen haben

1. Es glaubt jeder normale Mensch zu wissen, wie die Dinge laufen und 2. umgeht auch jeder normale Mensch auf subtile Weise die grundlegenden Fragen in seinem Leben, das ist nicht auf Meditierende beschränkt.

Ja, es gibt Meditierende, die darin gefangen sind, Antworten zu geben, die sie lediglich von weisen Schriften gelesen haben. Immerhin haben diese Meditierende es schon einmal geschafft, das gewohnte Wertesystem geistig hinter sich zu lassen. Natürlich kann es geschehen, dass sie sich wieder in alten Denkmustern verstricken.

Es kann jedoch auch vorkommen, dass ein Meditierender wirkliche Antworten aus seinem Wesen hervorbringt, die aus seiner Intelligenz und seiner Individualität stammen. Es ist möglich, dass Meditierende der Wahrheit nahe sind und von daher Antworten auf alle Fragen haben.
» Auf dem Weg der Erkenntnis
» Test: Hast du das Zeug zum spirituellen Guru?

17. Die Missbrauchswarnung von Shapiro, Negativität zu rationalisieren

Shapiro ist Wissenschaftler, der die schwierigen Phänomene des Meditierens als etwas Schlechtes bewertet. Ja, der Fakt stimmt, doch wie sollen wir das interpretieren?

Es wird eine neue Sichtweise gebraucht, bei der sogenannt negative Wirkungen wertfrei betrachtet und aus ihnen gelernt werden kann.

Schmerzhafte Erinnerungen aus der Vergangenheit können zur Befreiung führen.
» Meditation: Die Kunst des Wahrnehmens

Negativität als Lernfeld

Sich ganz und gar wahrnehmen lernen

All diese Negativität, die beim Meditieren aufsteigt, hat einen positiven Hintergrund: Sie ist das Lernfeld für den Meditierenden. Jeder, der sich auf die Reise zu sich selbst und darüber hinaus begibt, wird verstehen lernen, was es mit den Emotionen seines Verstandes auf sich hat.

Wir Menschen lernen am besten über negative Erfahrungen, sie werden gebraucht, um den Mut und die Kraft für einen unbekannten, neuen Weg aufzubringen.

Der Meditierende begreift auf diesem Weg nach und nach, dass er nicht die Emotion ist, sondern das Bewusstsein, das sieht. Er wird nicht versuchen, die Negativität selbst zu verändern, verwandeln oder aufzulösen, sondern seine Haltung und Einstellung gegenüber der Negativität.

Negativität ist Teil des Lebens – ein Drama, das kommt und geht – doch der, der sieht, der bleibt bestehen.

Und ja, bei anhaltenden Depressionen, Angstzuständen, Wutanfällen… sollte man einen Arzt aufsuchen.

Psychische Probleme durch Meditation?

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