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Leere – angstmachend, und das höchste Glück


„Shunya bedeutet Leere, aber nicht negativ, sondern eine sehr positive Leere. Es bedeutet Nichts, aber es bedeutet nicht einfach Nichts; es bedeutet ‚kein-Ding-heit‘ (engl.: no-thing-ness).

Shunya bedeutet Leere von allem. Doch die Leere selbst ist gegenwärtig, mit absoluter Präsenz, sie ist also nicht einfach nur leer. Sie ist wie der Himmel, der leer ist, der reiner Raum ist, aber der existiert. Alles kommt und geht in ihr – und sie besteht weiter.

Du lebst in der Leere – ohne sie zu bemerken

Shunya/Leere ist wie der Himmel – die reine Präsenz. Du kannst sie nicht berühren, obwohl du in ihr lebst. Du kannst sie nicht sehen, obwohl du niemals ohne sie sein kannst.

Du existierst darin; so wie der Fisch im Ozean existiert, existierst du im Raum, in shunya.

Shunyavada bedeutet, dass alles aus dem Nichts entsteht.

Ich habe den Unterschied zwischen Wahrheit und Wirklichkeit erklärt. Realität bedeutet die Welt der Dinge und Wahrheit bedeutet die Welt der Dinglosigkeit, des Nichts – Shunya.

Alle Dinge entstehen aus dem Nichts und lösen sich wieder in Nichts auf. – Zitat von Osho

Alle Dinge
entstehen aus dem Nichts
und lösen sich wieder ins Nichts auf.

Osho

Wir verschwinden im Nichts

Geschichte vom Philosophen und seinem Sohn aus den Upanishaden

Svetaketu ist aus dem Haus seines Meisters zurück zu seinen Eltern gekommen. Er hat alles gelernt.

Sein Vater, Uddalaka, ein großer Philosoph, sieht ihn an und sagt:
„Svetaketu, geh hinaus und bring einen Apfel von dem Baum dort.“

Der Sohn geht hinaus und bringt den Apfel.
Der Vater sagt:
„Brich ihn auf. Was siehst du darin?“

Es sind viele Samen darin.

Der Vater sagt:
„Nimm einen Samen und breche diesen auf.
Was siehst du in ihm?“

Der Sohn sagt:
„Nichts.“

Und der Vater sagt:
„Alles entsteht aus diesem Nichts. Dieser große Baum, so groß, dass Hundert Ochsenkarren unter ihm Platz finden, ist aus einem einzigen Samen entstanden. Und wenn du den Samen zerbrichst, findest du nichts.

Das ist das Geheimnis des Lebens -– alles entsteht aus dem Nichts. Und eines Tages verschwindet der Baum, und du weißt nicht, wo er ist; du kannst ihn nirgends finden.“

So auch der Mensch:
Wir entstehen aus dem Nichts,
wir sind Nichts und
wir verschwinden im Nichts.


Moderne Philosophen beschreiben das Nichts als furchterregende Erfahrung

Martin Heidegger, einer der scharfsinnigsten Intellektuellen der Neuzeit sagt, dass es eine tatsächliche Erfahrung von Leerheit gibt.

Leerheit ist nicht nur etwas, das durch die Sprache geschaffen wird; es gibt eine tatsächliche Erfahrung des Nichts. Sie ist untrennbar mit dem Sein verbunden. Eine Erfahrung, die bezeugt, dass es das Nichts gibt, ist die von Furcht – wenn es ums ‚Nichts‘ geht.

Auch der dänische Philosoph Kierkegaard fragt:
„Welche Wirkung hat das Nichts?“
und antwortet:
„Es erzeugt Angst.“

Leere
ist eine
angstmachende Erfahrung.

Du kannst Leere wahrnehmen

In Liebe, Meditation und im Tod lässt sich Leere erfahren

„Nichts ist eine tatsächliche Erfahrung. Entweder kann man es in tiefer Meditation erfahren oder wenn der Tod kommt. Der Tod und die Meditation sind die beiden Möglichkeiten, es zu erfahren. Ja, manchmal kann man es auch in der Liebe erfahren.

Wenn du dich in tiefer Liebe in jemandem auflöst, kannst du eine Art von Nichts erfahren. Deshalb haben die Menschen Angst vor der Liebe – sie gehen nur bis zu einem gewissen Punkt, dann kommt Panik auf, dann haben sie Angst.

Die Angst vor der Auflösung im Liebesakt

Das ist der Grund, warum nur sehr wenige Menschen im Orgasmus bleiben – denn der Orgasmus gibt dir eine Erfahrung des Nichts. Du verschwindest, du verschmilzt mit etwas, von dem du nicht weißt, was es ist.

Du begibst dich ins Unbegreifliche. Du gehst über das Gemeinschaftliche hinaus. Du gehst in eine unbestimmte Einheit, in der Trennung nicht mehr gültig ist, in der das Ich-Gefühl nicht existiert. Und das ist beängstigend, denn es ist todesähnlich.

Leere ist eine Erfahrung entweder in der Liebe – die die Menschen gelernt haben zu vermeiden. So viele sehnen sich nach Liebe und zerstören alle Möglichkeiten dafür, weil sie Angst vor dem Nichts haben…

Oder, in tiefer Meditation, wenn die Gedanken aufhören. Du siehst einfach, dass da nichts ist, doch dieses Nichts hat eine Präsenz. Es ist nicht einfach die Abwesenheit von Gedanken, es ist die Präsenz von etwas Unbekanntem, Geheimnisvollem, etwas sehr Großem.

Die große Leere im Sterben erfahren

Du kannst die Leerheit auch im Tod erfahren, wenn du aufmerksam bist. Normalerweise sterben die Menschen in Bewusstlosigkeit. Aufgrund der Angst vor der Leere werden sie bewusstlos.

Wenn du bewusst stirbst – und du kannst nur bewusst sterben, wenn du das Phänomen des Todes akzeptierst. Dafür musst du lernen, darauf musst du dich das ganze Leben lang vorbereiten.

Mit Liebe und Meditation öffnet sich die Bereitschaft zu gehen

Du musst zuerst lieben, um bereit zu sein zu sterben. Und du musst meditieren, um bereit zu sein zu sterben. Nur ein Mensch, der geliebt und meditiert hat, wird bewusst sterben können.

Und wenn du einmal bewusst gestorben bist, brauchst du nicht mehr zurückzukommen, denn du hast die Lektion des Lebens gelernt. Dann verschwindest du im Ganzen; das ist das Nirwana.“

Du erfährst Leere
in der Liebe,
in der Meditation
und im Tod
.

Wie Leere normalerweise gesehen wird

Das Nichts wird als Abwesenheit verstanden

Die Positiv-Denkenden sehen sehr logisch aus, aber sie übersehen etwas – denn die Realität ist weit mehr als Logik. In der Alltags-Erfahrung erkennen wir die positiv denkende Logik, die sagt:
Dieser Stuhl steht hier,
er wird entfernt,
und dann wirst du sagen, dass es dort keinen Stuhl mehr gibt.

Leere bedeutet einfach Abwesenheit – der Stuhl wurde entfernt.

Dies sind die normalen Beispiele für Leere:
Da war einmal ein Haus, und dann wurde es abgebaut, es ist nicht mehr da. Leere wird nur als Abwesenheit betrachtet.

Schaue nach innen und begegne dem großen Nichts

Tief im Inneren deines Seins, im tiefsten Kern, existiert die Leere. Genau im tiefsten Kern des Lebens, dort existiert der Tod. Der Tod ist das Zentrum des Wirbelsturms. In der Liebe kommst du ihm nahe, in der Meditation kommst du ihm nahe, auch im physischen Tod kommst du ihm nahe.

Im Tiefschlaf, wenn die Träume verschwinden, kommst du ihm nahe. Ein tiefer Schlaf ist sehr lebensspendend, er ist lebensfördernd. Ein Mensch, der nicht tief schlafen kann, wird krank werden, denn nur im Tiefschlaf, wenn er in seine tiefste Tiefe eintaucht, gewinnt er Leben, Energie und Vitalität zurück. Am Morgen ist er dann wieder frisch und voller Schwung, voller Elan – lebendig, wieder lebendig.

Lerne zu sterben!
Das ist die größte Kunst, die man lernen kann,
die größte Fähigkeit, die es gibt.


Die Wesen – aus Nichts gemacht

Heideggers Standpunkt kommt dem des Buddha sehr nahe, und seine Sprache ist sehr modern, deshalb zitiere ich ihn. Er sagt:
„Jedes Wesen, soweit es ein Wesen ist, ist aus dem Nichts gemacht.“

Es gibt auch eine parallele christliche Lehre – sehr vernachlässigt, weil die christlichen Theologen damit nicht umgehen können, es ist zu viel. Die Lehre ist creatio ex nihilo: die Schöpfung ist aus dem Nichts.

Physiker nähern sich der Leere

Wenn du einen modernen Physiker fragst, wird er Buddha zustimmen:
Je tiefer du in die Materie eindringst, desto mehr verschwinden die Dinge. Es kommt ein Moment, wenn das Atom geteilt wird, dann verschwindet die Dinghaftigkeit vollständig. Dann gibt es Elektronen, aber sie sind keine Dinge mehr, sie sind Nicht-Dinge.

Das ist sehr schwer zu verstehen. Aber die Physik, die moderne Physik, ist der Metaphysik sehr nahe gekommen – denn sie kommt der Realität jeden Tag näher und näher.

Die Physik nähert sich der Materie, doch sie kommt zum Nichts. Die Physiker wissen, dass die Materie in der modernen Physik nicht mehr existiert. Materie ist nur eine Illusion: Sie erscheint nur, sie ist nicht da.

Ihre Robustheit, ihre Stofflichkeit ist nur eine Illusion; nichts ist substanziell, alles ist Fluss und Energie. Materie ist nichts anderes als Energie. Und wenn man tiefer in die Energie eindringt, ist Energie kein Ding, sie ist ein Nicht-Ding.

Der Tod ist der Punkt,
an dem alles Wissen versagt.

Wir öffnen uns für Sein.

Lernen, dem Tod zu begegnen

Buddha schickte seine Schüler zu Begräbnissen

Buddha schickte seine Schüler, wenn jemand gestorben war, zu dem brennenden Leichnam auf der Feuerbestattung:
„Meditiert dort, meditiert über die Nichtigkeit des Lebens.“

Der Tod ist der Punkt, an dem das Wissen versagt, und wenn das Wissen versagt, versagt daer Verstand. Wenn der Verstand versagt, dann besteht die Möglichkeit, dass dich die Wahrheit durchdringt.

Aber das wissen die Leute nicht. Wenn jemand stirbt, weiß man nicht, was man tun soll, es ist einem sehr peinlich.

Wenn jemand stirbt
ist das ein großartiger Moment
für Meditation.

Ich (Osho) denke immer, dass jede Stadt ein Sterbezentrum braucht. Wenn jemand im Sterben liegt und sein Tod sehr, sehr nahe bevorsteht, sollte er in das Sterbezentrum gebracht werden.

Es sollte ein kleiner Tempel sein, in dem Menschen, die tief meditieren können, um ihn herum sitzen, ihm beim Sterben helfen und an seinem Sein teilhaben, wenn er im Nichts verschwindet.

Im Tod wird eine große Energie freigesetzt

Wenn jemand im Nichts verschwindet, wird große Energie freigesetzt. Die Energie, die da war und ihn umgab, wird freigesetzt. Wenn du in einem stillen Raum um ihn herum bist, wirst du einen großen Rausch erfahren. Keine Droge kann dich in einen ähnlichen Zustand versetzen.

Der Sterbende setzt auf natürliche Weise große Energie frei. Wenn du diese Energie aufnehmen kannst, wirst du in irgendeiner Weise auch mit ihm sterben. Und du wirst das Letztendliche sehen – die Quelle und das Ergebnis, den Anfang und das Ende.

Sartres Einsichten übers Nichts

„Der Mensch ist das Wesen, durch das Leere in die Welt kommt“, sagt Jean-Paul Sartre. „Bewusstsein ist nicht dieses oder jenes Objekt, es ist überhaupt kein Objekt. Aber es ist bestimmt sich selbst?“

Nein“, sagt Sartre, „genau das ist es nicht. Bewusstsein ist niemals mit sich selbst identisch. Wenn ich also über mich selbst nachdenke, ist das Selbst, das reflektiert wird, ein anderes, als das Selbst, das reflektiert.

Wenn ich versuche zu sagen, was ich bin, scheitere ich, denn während ich spreche, entgleitet das, worüber ich spreche in die Vergangenheit und wird zu dem, was ich war.

„Ich bin meine Vergangenheit und meine Zukunft, und doch bin ich es nicht. Ich war das eine, und ich werde das andere sein. Aber in der Gegenwart gibt es das Nichts.“

Wer bist du in diesem Moment?

Nichts.

„Wenn dich jemand fragt: Wer bist du?, was wirst du dann antworten?

Entweder, du antwortest aus der Vergangenheit, die es nicht mehr gibt oder, du antwortest aus der Zukunft, die du noch nicht bist.

Aber wer bist du in diesem Moment?

Ein Niemand, ein Nichts.
Dieses Nichts ist der eigentliche Kern, das Herz – das Herz deines Wesens.

Das Nichts des Tods
ist der Stoff,
aus dem du gemacht bist.

Der Tod ist das große Nichts,
das, was du jetzt in diesem Moment bist.

Der Tod ist nicht die Axt, die den Baum des Lebens fällt.
Der Tod ist die Frucht, die am Baum des Lebens wächst.

Der Tod ist die Substanz, aus der du gemacht bist. Das Nichts ist dein eigenes Wesen. Erreiche dieses Nichts entweder durch Liebe oder durch Meditation und erhalte immer wieder Einblicke in dieses Nichts.

Dinge sterben;
das Nichts ist unsterblich, ewig.

Wenn du mit irgendetwas identifiziert bist, wirst du den Tod erleiden. Aber wenn du weißt, dass du der Tod bist, wie kannst du dann über den Tod leiden? Dann kann dich nichts zerstören. Das Nichts ist unzerstörbar.

Himmlische Botschafter:
Krankheit, Alter, Tod

Das Gleichnis
über die 3 himmlischen Gesandten

„Ein buddhistisches Gleichnis erzählt, dass der König der Hölle einen Neu-Ankömmling fragte, ob er während seines Lebens die drei himmlischen Gesandten getroffen habe. Und als er antwortete: „Nein, mein Herr, das habe ich nicht“, fragte er ihn, ob er jemals einen altersschwachen Mann, einen verarmten Kranken ohne Freunde oder einen Toten gesehen habe?

Die Buddhisten nennen diese drei „die Botschafter Gottes“:
Alter, Krankheit, Tod – drei Botschafter Gottes.

Warum?

Weil man sich nur durch diese Erfahrungen im Leben des Todes bewusst wird. Und wenn man sich des Todes bewusst wird und lernt, wie man in ihn hineingeht, wie man ihn willkommen heißt, wie man ihn empfängt, dann ist man befreit aus der Fessel – aus dem Rad des Lebens und des Todes.

Heidegger sagt – ebenso wie Søren Kierkegaard – dass das Nichts Angst erzeugt. Das ist nur die Hälfte der Geschichte – Leere erzeugt Angst für die beiden, weil sie nur Philosophen sind.

Fragt man Buddha, Mahakashyapa, Nagarjuna, fragt man mich (Osho), dann erzeugt der Tod, wenn man ihn nur teilweise betrachtet, Angst; betrachtet man ihn absolut, ganz und gar, dann befreit er dich von aller Furcht, von allen Ängsten, von aller Sorge, er befreit dich von Samsara.

Wenn du die Leere nur teilweise betrachtest, dann erzeugt es die Angst, dass du sterben wirst, dass du zu einem Nichts wirst, dass du bald verschwinden wirst. Und natürlich fühlst du dich nervös, erschüttert, entwurzelt.

Wenn du den Tod ganz ansiehst, dann weißt du, dass du der Tod bist, dass du aus ihm gemacht bist. Nichts wird also verschwinden, nichts wird bleiben. Nur das Nichts ist.

Beginne, über den Tod zu meditieren.

Wann immer du den Tod in deiner Nähe spürst, gehe durch die Tür der Liebe, durch die Tür der Meditation, durch die Tür eines sterbenden Menschen.

Und wenn du eines Tages stirbst – und der Tag wird eines Tages kommen – nimm ihn in Freude und Glückseligkeit an. Wenn du den Tod in Freude und Segen empfangen kannst, wirst du den höchsten Gipfel erreichen, denn der Tod ist das Crescendo des Lebens. In ihm liegt der größte Orgasmus verborgen, denn in ihm liegt die größte Freiheit verborgen.

Der Tod ist
der Höhepunkt
des Lebens

Der Tod ist die Liebe zur Existenz

Oder – die Existenz liebt dich leidenschaftlich

Der Tod ist ein kosmischer, totaler Orgasmus.

Lass also alle Vorstellungen, die du über den Tod hast, fallen – sie sind gefährlich. Sie machen dich zu Gegnern der größten Erfahrung, die du machen kannst.

Wenn du den Tod verpasst, wirst du wiedergeboren werden. Solange du nicht gelernt hast, wie man stirbt, wirst du immer und immer wieder geboren werden. Das ist das Rad, Samsara, die Welt.

Wenn du einmal den größten Orgasmus kennengelernt hast, gibt es keine Notwendigkeit für Wiedergeburt mehr. Du verschwindest, und du bleibst für immer in diesem Orgasmus.

Du bleibst nicht wie du selbst jetzt bist, du bleibst nicht als Wesen, du bleibst nicht als ein bestimmtes Ich oder mit irgendetwas identifiziert. Du bleibst als das Ganze, nicht als der Teil.“

Osho – Zitatauszug aus ‚The Heart Sutra #2‘

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