Entdecke das ewig Lebendige

Es gibt Meditationen, die sehr einfach klingen, es aber überhaupt nicht sind. Diese hier ist so eine, eine tantrische Meditation beim Schmecken, Sehen, Riechen.
Entdecke das ewig Lebendige - eine Meditation

Oh Lotusäugige,
süß zu berühren:

Sei dir bewusst
wenn du singst, schaust oder schmeckst,
dass du da bist,
und entdecke das ewig Lebendige.

Sutra aus dem Buch der Geheimnisse

„Diese Meditationstechnik besagt, sei dir während du etwas tust – ganz gleich was: singen, sehen, schmecken – der Tatsache bewusst, dass du bist, und entdecke das Immer-Lebendige.

Und, entdecke in deinem Inneren den Strom, die Energie, das Leben des Immer-Lebendigen. Aber wir sind uns nicht bewusst, dass wir sind.

Eine herausfordernde Meditationsübung

Wenn es im Sutra heißt: „Sei dir bewusst, dass du da bist“  – wie ist das gemeint?
Sollst du dich etwa erinnern: „Mein Name ist Hans“ oder „Jesus“ oder sonst etwas?
Sollst du dich erinnern, dass du zu der oder der Familie gehörst zu der oder der Religion und Tradition?
Oder zu dem oder dem Land, zu der oder der Kaste oder Glaubensgemeinschaft?
Sollst du dich daran erinnern, dass du ein Kommunist oder ein Hindu oder ein Christ bist? Woran sollst du dich erinnern?

In der Weisheit heißt es: „dass du da bist“, also einfach nur, dass du da bist. Kein Name ist nötig, kein Land ist erforderlich. Lass nur die einfache Existenz da sein: Du bist!

Sag dir also nicht, wer du bist. Antworte nicht mit ‚Ich bin das und das.‘ Lass nur die einfache Existenz da sein – dass du bist.

Aber das wird schwierig, weil wir uns nie ans einfache Existieren erinnern. Wir erinnern uns immer nur an Dinge, die ein Etikett haben, nicht an die Existenz selbst.

Wann immer du ‚an dich selbst‘ denkst, denkst du an deinen Namen, deine Religion, dein Land – alles mögliche, nur nie an die einfache Existenz deiner selbst.

Anleitung zur Meditation

Du kannst es üben:
Während du in einem Sessel entspannst
oder einfach nur unter einem Baum sitzt,
vergiss alles und fühle diesen ‚Du-bist-Zustand‘.

Kein Christ, kein Hindu, kein Buddhist,
kein Inder, kein Engländer, kein Deutscher –
einfach nur:
‚Du bist‘.

Spüre dem nach,
und dann wird es für dich leicht sein,
dich an das zu erinnern,
was in diesem Sutra steht:

Sei dir bewusst, dass du bist,
und entdecke das ewig Lebendige.

Das geschieht durch die Meditation

Und im gleichen Augenblick, da dir bewusst wird, dass du bist, wirst du in den Strom des ewig Lebendigen hinein gestoßen, wird das Unechte sterben und nur das Wirkliche übrig bleiben.

Sei dir bewusst, dass du bist und entdecke das Ewig-Lebendige. Diese Technik ist eine der aller hilfreichsten und sie ist jahrtausendelang von vielen Lehrern, Meistern benutzt worden.

Buddha benutzte sie, Mahavir benutzte sie, Jesus benutzte sie, und in heutiger Zeit hat Gurdjieff sie benutzt. Unter all den vielen Techniken ist dies eine der wirksamsten. Versuche es. Es wird Zeit brauchen – Monate werden vergehen.

Der Verstand wird Antworten liefern, du aber frag immer weiter. Nimm keine Antwort an, denn alle Antworten, die der Verstand zu liefern hat, sind falsch. Sie kommen aus deiner unwirklichen Seite. Sie kommen aus Wörtern, sie kommen aus heiligen Schriften, sie kommen aus deiner sozialen Prägung, sie kommen aus der Gesellschaft, du hast sie von anderen.

Frage weiter.
Lass diesen Pfeil des ‚Wer bin ich?
tiefer und tiefer dringen.
Es wird der Moment kommen,
da keine Antwort mehr kommen wird.

Das ist der entscheidende Moment. Jetzt bist du der Antwort nahe. Wenn keine Antwort mehr kommt, bist du der Antwort nahe, weil nun der Verstand endlich verstummt – oder du dich zu weit vom Verstand entfernt hast.

Wenn es keine Antwort mehr gibt und sich rings um dich her ein Vakuum bildet, wird dein Fragen absurd wirken. Wen befragst du da eigentlich? Es ist niemand da, der dir antworten kann! Plötzlich steht sogar deine Fragerei still.

Mit der Fragerei hat sich der letzte Rest des Verstandes verflüchtigt, denn diese Frage gehörte immer noch dem Verstand an. All die Antworten gehörten dem Verstand an, aber auch diese Frage gehörte dem Verstand an.

Beides hat sich verflüchtigt, jetzt also bist du.

Probiere es mal aus. Die Chancen stehen gut, dass diese Meditationstechnik, wenn du nicht aufgibst, dir einen ersten Lichtblick auf das Wirkliche bescheren wird – und das Wirkliche ist ewig lebendig.“

buch-der_Geheimnisse-osho

Osho, Zitat – Auszug aus
dem tantrischen Buch der Geheimnisse

Meditation ‚Ich bin‘ – die große Verwandlung

6 Kommentare

  • Die Alltagsmedi schlechthin.
    Wenn ich Auto fahre tue ich es manchmal: ich sehe auf die Dinge die auf mich zukommen – Straße, Bäume, Begrenzengspfeiler… – und dann Blicke ich darauf und stelle mir vor die Dinge hätten keinen Namen, keine Bezeichnung… Das ist mein Trick. Und dann ist es fast so, als würde es ‚klick‘ in meinem Kopf machen und ich bin nur noch.
    Ein schöner und seltsamer Zustand. Wenn mein Verstand von außen auf diesen Zustand blickt, meine ich fast Angst zu haben mich zu vergessen. Zu vergessen, wo ich überhaupt hinfahren will, zu vergessen wie die Bedienung des Autos funktioniert. Mich zu verfahren, in den Graben zu fahren. Aber all das geschieht nie. Es ist der absolute positive Kontrollverlust meines Verstandes, ein absolutes Nicht-Kennen. Ich habe das Gefühl eins zu sein mit allem was mich umgibt, in allem nahtlos über zu gehen.
    Eine wunderbare und krasse Alltagsmeditation. Wie ich finde, ist es sehr schwer den Anfang zu begreifen. Ich glaube da benötigt jeder sein eigenen Trick. Aber seit dem es für mich ‚klick‘ gemacht hat, ist es total easy, tiefgreifend und fast überall anwendbar :-)

    Vielen Dank :-)

    • Liebe Schleiereule,
      ganz herzlichen Dank, dass du deine Erfahrungen mit der Meditation teilst. Diese tantrischen Meditationen haben es in sich! Was du beschreibst – mit dem Trick des Nichtbenennens – erinnert mich an eine andere Meditation, die du anscheinend ganz intuitiv entdeckt hast: https://www.findyournose.com/nur-schauen-meditation-drama Nur schauen. Du kannst diesen Trick nämlich auch auf Emotionen und Gedanken anwenden, sie einfach nur anzusehen ohne sie zu benennen und damit die Weite in dir noch mehr ausdehnen. Und das ewig Lebendige entdecken… Osho schlägt ja hier in der obigen Meditation vor, noch tiefer zu gehen und sich in dem Gefühl von Eins-Sein zu fragen: Wer bin ich?
      Dank deines Kommentars werde ich diese Meditation noch einmal tiefer erforschen. Ich danke dir für deine Anregung dazu.
      Ganz herzliche Grüße
      und viel Freude mit dem ewig Lebendigen
      Samarpan

  • Liebe Samarpan,
    Gestern hab ich mit dem Video des älter werdens tiefe Erfahrung gemacht. Ich habe bemerkt, dass ich mir meines Alters noch nicht bewusst bin, wenn ich in den Spiegel schaue. Bin gespannt, was heute passiert.
    herzliche Grüsse an alle. Tarshita

    • Liebe Tarshita,
      ich fand das Video auch sehr berührend. Vielleicht sind wir uns unseres stetigen und anmutigen Zentrums immer bewusst und nehmen uns deshalb nicht als alternd wahr? Für mich heißt das vor allem, aufmerksamer auf die Feinheiten im Leben zu sein. Diese feinen Veränderungen, die ständig geschehen und die ich gar nicht wahrnehme… Soll natürlich keine Anstrengung sein, mehr eine Freude über das pulsierende Leben :)
      Ganz herzliche Grüße
      von einer gealterten Samarpan während sie dies schrieb :)

  • weißt Du, wenn ich in mein Honigbrot beiße, dann schmecke ich einfach nur, Bissen für Bissen, wenn ich den Vollmond sehe von meinem Schlafzimmerfenster aus, dann sehe ich den Vollmond und dann ist da nichts, nicht einmal ich, nicht einmal der Vollmond – einen ganz LIEBEn Gruß von Pandschala

    • Liebe Pandschala, das muss ein beglückender Zustand sein, in dem du bist.
      Nur noch eine Frage, die sich auf die Meditation bezieht:
      Schmeckt dir das Honigbrot auch noch, wenn du im Friedwald begraben liegst?
      Ganz herzliche Grüße
      Samarpan

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