Wie entwickelt sich Mitgefühl?

Wenn du meditierst ist Mitgefühl eine natürliche Folgeerscheinung – du fühlst mit, mit allem und jedem. Aus der auf einen Partner gerichteten Liebe wird ungerichtetes Mitgefühl, das aus dir hinausstrahlt.

Wie du mitfühlend wirst? Mönche und Nonnen sitzen jahraus, jahrein auf ihrem Kissen und üben Mitgefühl. Du kannst also Mönch/Nonne werden oder auch einfach nur deinen Alltag zur Verwandlung nutzen.
Wie entwickelt sich Mitgefühl?

2 Wege, Mitgefühl zu entwickeln

In einem Artikel vom Spiegel 2008 berichtet der buddhistische Mönch Matthieu Ricard wie Meditation das Gehirn verändert und wie durch lange Meditationspraxis dauerhaftes Mitgefühl entsteht. Üben, üben, üben, sagt er, und Mitgefühl breite sich im Geist aus. Hhmmmm.

Kein Zweifel, das Gehirn und damit auch die Fähigkeit zu Mitgefühl werden von tagelanger, monatelanger, jahrelanger Meditationspraxis beeinflusst. Um mitfühlend zu werden, mag es ein Weg sein, Mönch zu werden, sein normales Alltagsleben aufzugeben, sich in ein Kloster zurück zu ziehen, täglich mehrere Stunden zu meditieren und einen bestimmten Geisteszustand zu kultivieren, um schließlich mitfühlend auf seiner Matte zu sitzen – doch meiner ist es nicht.

Meditation macht den Menschen einfühlsamer

Es ist leicht, am eigenen Leib zu erfahren und wissenschaftlich erwiesen: Meditation verändert das Gehirn, Meditation macht milde.

„Gehirnscans bei tibetischen Mönchen zeigen: Mitgefühl und Güte verändern die Gehirnaktivität. Amerikanische Forscher der Universität Wisconsin blickten per funktionaler Kernspintomographie in die Köpfe von 16 tibetischen Mönchen. Heraus kam, dass Mitgefühl und Güte die Gehirnströme der Mönche verändert hatten.“

Positive Emotionen sind Übungssache genauso wie das Spielen eines Instruments oder eine Sportart, folgern die Wissenschaftler. Tibetische Meditation mache den Menschen also einfühlsamer, glauben die Autoren. Die Studie war Teil einer größeren Untersuchung von Mönchen mit mindestens 10 000 Stunden Meditationspraxis.“
Aus Focus Online

Osho Zitat über Mitgefühl

1. Dauerhaftes Mitgefühl lässt sich auf einem Sitzkissen üben

10.000 Stunden Meditationspraxis, das sind bei 6 Stunden tägliches Üben und das über 4,56 Jahre hinweg. Jeden Tag wird 6 Stunden Mitgefühl praktiziert. Das kann eigentlich nur jemand tun, der in einem Kloster lebt. Wer hat schon die Zeit, so viel zu meditieren? Hat der normale, im Leben stehende Mensch also keine Chance auf Mitgefühl!?

Der buddhistische Mönch Matthieu Ricard kommentiert das in einem Spiegel-Streitgespräch:

„Wir alle spüren immer wieder Liebe und Güte, Freigebigkeit, inneren Frieden und Freiheit von Konflikten in uns. Doch diese Gedanken und Gefühle durchströmen uns und werden schon bald durch andere, unter Umständen auch negative ersetzt, wie Zorn und Eifersucht zum Beispiel.

Damit Altruismus und Mitgefühl zu dauerhaften Bestandteilen unseres Bewusstseinsstroms werden, müssen wir sie über eine längere Zeit kultivieren. Wir müssen sie uns bewusst machen und sie dann fördern, wir müssen sie wiederholen, bewahren, verstärken, so dass sie unser Denken und Fühlen allmählich dauerhaft ausfüllen.“

„Im Extremfall hältst du dich in einer schlichten Klause auf, in der sich nichts verändert, oder du sitzt alleine vor einer weißen Wand. Dann sind die „Anregungen von außen“ gleich null. Aber die „Anregung von innen“ ist maximal. Du trainierst deinen Geist den ganzen Tag und fast ohne Ablenkung. Eine solche Anregung ist nicht passiv, sondern absichtsvoll und methodisch zielgerichtet.

Wenn du acht oder zwölf Stunden am Tag darauf verwendest, bestimmte Geisteszustände zu kultivieren, die du kultivieren willst und die du zu kultivieren gelernt hast, dann sollte das auch zu einer Umprogrammierung des Gehirns führen.“
Aus Spiegel Online

On Compassion

Mitgefühl im Alltag entwickeln2. Mitgefühl im schwierigen Alltag üben

Hhhmmmm. Acht bis zwölf Stunden am Tag für die Kultivierung des Geistes verwenden … methodisch und zielgerichtet, sagt Matthieu Ricard. Ich hege keinen Zweifel, dass sich das Gehirn dadurch umprogrammiert, doch mein Verständnis von Meditation ist das nicht.

Warum den Alltag ausblenden? Warum ins Kloster gehen? Das schwierige Leben mit allen Herausforderungen macht Spaß und bringt viele Überraschungen mit sich. Mich erfreut die Verwandlung dessen, was  im Leben unangenehm ist und was schmerzt. Im Alltag entsteht der Schmerz, der ins Herz führt, in die Liebe, und von dort zu Mitgefühl, Mitgefühl für mich selbst, für die anderen, für uns.

Moderne Meditationslehren benutzen den Alltag als Weg zu Bewusstsein und Mitgefühl. Da gibt es keine stundenlangen Meditationssitzungen in Stille, um Mitgefühl zu kultivieren. Mitgefühl entsteht durch den aufmerksamen Umgang mit dem schwierigen Leben, es ist ein Weg voller schmerzhafter Erfahrungen, die wahrgenommen werden und sich schließlich mehr oder weniger magisch von selbst verwandeln. Mitgefühl wächst, indem du durch die Schmerzen der Liebe hindurchgehst und dich dann, fast unbemerkt und überraschend, in Mitgefühl wiederfindest.

‚Meditation ist keine Flucht aus der Welt, sie isoliert nicht, sie kapselt nicht ab, sie ist vielmehr das umfassende Verstehen der Welt und ihrer Beschaffenheit.‘

Krishnamurti

 

Sich ins Chaos des Lebens stürzen und Mitgefühl entdecken

Meditation kann man nicht von jemandem anderen lernen. Man muss damit anfangen, ohne etwas davon zu wissen und von Offenheit zu Offenheit fortschreiten. Der Boden, auf welchem der meditative Geist sprießen kann, ist der Boden des alltäglichen Lebens, die Bemühungen, der Schmerz und die vergänglichen Vergnügungen.

Er muss dort anfangen und Ordnung schaffen und dann von dort unendlich weiter fließen. Aber wenn man nur darum besorgt ist, Ordnung zu schaffen, dann führt diese Ordnung selber zur Begrenzung, und der Geist wird der Gefangene der Ordnung.

Man muss irgendwie vom anderen Ende her kommen, vom anderen Ufer, und sich nicht immer mit diesem Ufer befassen und wie man den Fluss überqueren könne. Man muss sich ins Wasser stürzen ohne zu wissen, wie man schwimmt. Und das Schöne an der Meditation ist, dass man nie weiß, wo man ist, wohin man geht und was das Ende ist.“
Krishnamurti über Meditation

What is Compassion?

„Wenn du sagst: „Ich will heute damit beginnen, meine Gedanken zu kontrollieren, still in meditativer Haltung zu sitzen, regelmäßig zu atmen“ – dann bist du in den Tricks gefangen, mit denen man sich selbst betrügt.

Meditation bedeutet nicht, von einer großartigen Idee oder einem Bild absorbiert zu werden; das beruhigt nur für den Augenblick, wie bei einem Kind, das durch ein Spielzeug gefesselt wird, und während dieser Zeit ruhig ist. Aber sobald das Spielzeug aufhört interessant zu sein, beginnt wieder die Unruhe und die Ausgelassenheit.

Meditation ist nicht das Verfolgen eines unsichtbaren Pfades, der zu irgendeinem eingebildeten Zustand der Seligkeit führt. Der Meditations-Geist schaut – beobachtend, lauschend, ohne das Wort, ohne Stellungnahme, ohne Meinung -, er ist achtsam auf die Bewegung des Lebens in all seinen Beziehungen während des ganzen Tages gerichtet.
Krishnamurti über Meditation

„Denk daran: Was immer du in dir selbst findest, wieviel Müll es auch sein mag, es ist deine Realität. Sie kann gesäubert werden, sie kann losgelassen werden; du kannst dich von ihr wegbewegen. Aber bevor irgendetwas unternommen werden kann, musst du sie kennen. Das ist das Erste und Bedeutendste.“
Osho

Mitgefühl – das höchste Erblühen der Liebe

Wie du die deutschen Untertitel einstellst

Fazit

  • Regelmäßige Praxis von Mitgefühl führt zu Veränderungen im Gehirn.
  • Auch wenn du keine 8 Stunden am Tag meditierst und Mitgefühl übst, kannst du dich zu einem mitfühlenden Wesen verwandeln.
  • Es ist ein schwieriger und befriedigender Weg, Mitgefühl über den Alltag zu entwickeln: Schmerz wird zur Liebe zum umfassenden Mitgefühl.
  • Aufmerksames Wahrnehmen ist der Schlüssel.
  • Das Leben lehrt, die Intuition führt, der Mut springt.
Mitgefühl mit sich selbst lernen

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